AUS KLEINEN MÄDCHEN WERDEN VERANTWORTUNGSBEWUSSTE, JUNGE FRAUEN
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Als ich dieses Mal im Waisenhaus Rehema ankam, wurde ich herzlich von drei jungen Frauen begrüsst, die mich sogleich bekochten und mit Tee versorgten. Kaum zu glauben, dass dies dieselben Mädchen waren, die ich vor Jahren als scheue Kinder, die kaum Englisch sprachen, kennengelernt hatte.
Inzwischen sind sie fast erwachsen und unterstützen die Waisenhauseltern in vielen Bereichen. Sie übernehmen pflichtbewusst ihre Aufgaben im Haushalt und auf dem Feld. Und sie kümmern sich liebevoll um ihre kleineren Geschwister.
Auch bei den anderen Mädchen ist die Entwicklung sehr erfreulich. Sie wirken fröhlich und aufgestellt. Bei meinem ersten Besuch waren einige von ihnen erst kurze Zeit in ihrem neuen Zuhause. Bei einigen konnte man erahnen, dass sie mit früheren Erinnerungen zu kämpfen hatten. Eines der Mädchen sass häufig still in einer Ecke und starrte Löcher in die Luft. Ein anderes hatte häufig Wutanfälle. Bereits bei meinem zweiten Besuch war davon nichts mehr zu spüren. Die Mädchen haben ein gutes Verhältnis zu ihren Geschwistern und zu den Waisenhauselten. Diese unterstützen die Entwicklung ihrer Kinder auf wundervolle Art und Weise. Nicht nur bringen sie ihnen bei einen Haushalt zu führen, sich um Tiere zu kümmern und Nahrung anzupflanzen. Sie unterstützen sie auch in ihrer Schulbildung, in ihrer persönlichen Entwicklung und sprechen mit ihnen über ihre Sorgen und Ängste. Ein häufiger Treffpunkt nach der Schule ist die Küche, wo sich die Mädchen um ihre Aufgaben kümmern und am liebsten alle gleichzeitig ihrer Waisenhausmutter erzählen, was sie erlebt haben.
Einiges ist aber über die vielen Jahre hinweg auch unverändert geblieben:
Da ist zum Beispiel Lucy, die schon immer die heimliche Chefin der Gruppe war. Auch jetzt gibt sie gerne den Ton an und zieht mit ihrer positiven Energie die anderen mit.
Eine weitere Lucy, die etwas jünger ist, geniesst es seit jeher zu kochen. Auch bei meinem aktuellen Besuch war sie die erste, die in die Küche sprang.
Oder da ist Jane, die ich als still und fleissig kennengelernt habe Noch jetzt beginnt sie immer frühzeitig mit ihren Aufgaben und führt diese sehr pflichtbewusst aus.
Beatrice hat ebenfalls ihre guten Eigenschaften behalten. Selbst als sie noch sehr wenig Englisch konnte, gab sie ihr Bestens, um eine Unterhaltung zu beginnen. Auch heute noch geht sie gerne auf Menschen zu, aber es ist jetzt viel einfacher, mit ihr zu kommunizieren. Ihre Aufgeschlossenheit und Gesprächsfreue lässt sie sich auch von ihrem Stottern nicht nehmen.
Es erfüllt mich mit grosser Dankbarkeit zu sehen, dass die Kinder ein gutes Zuhause haben, wo sie umsorgt und auf das zukünftige Leben vorbereitet werden. Zu erleben, wie "meine" Mädchen gross werden, ist ein unglaublich wertvolles Privileg für mich.
Ich grüsse euch herzlich aus meinem Aufenthalt in Rehema,
Hanna
Vorstandsmitglied GOA Schweiz