EIN TAG IN NAIROBI…

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(Von Besucher Dominik aus der Schweiz

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Mein Freund Michael und ich hatten uns um sieben Uhr mit Rebekka zum Frühstück verabredet. Wir wachten einiges früher auf als in den Tagen zuvor. Es war sechs Uhr. Da kann man sich ja nochmals gemütlich im Bett drehen und ein wenig lesen.

Nach einer schön warmen Dusche (wenn man schon mal eine hat), geht’s in die Stube der Familie Thagana, welche sich in einer Garage befindet. Rebekka war bereits wieder am Arbeiten und die Mädels machten sich gerade für die Schule und Arbeit bereit.

Nach dem Frühstück waren wir eigentlich bereit zum aufbrechen. Um halb acht wollte Michael sich mit dem Gärtner noch kurz absprechen betreffend dem Hasenstall, den sie am Vortag zu bauen begonnen hatten. Doch der Gärtner musste wohl länger auf seinen Bus warten und kam erst gegen halb neun.

Ein wenig später zwängten wir uns zu viert auf die Rückbank von Davids Jeep. Nach einer kurzen Fahrt zur Busstation mussten wir feststellen, dass bereits alle Busse nach Nairobi unterwegs waren. So mussten wir einen anderen Bus nehmen und ein kleines Stück zu Fuss zum Alkohol-Rehabilitationszentrum Teens Challenge gehen. Dabei erzählte Rebekka das hier ein Entzug 12 Monate dauert und die Insassen jederzeit gehen können, wenn sie den Entzug beenden möchten. Aber wenn sie einmal das Gelände verlassen haben, dürfen sie nicht mehr zurückkehren. Das Projekt ist nicht von GOA betreut, sie arbeiten jedoch eng mit ihnen zusammen.

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Als wir in Teens Challenge ankamen, konnten wir das Tor wirklich öffnen, es war nicht abgeschlossen. Der Garten erstrahlte in einem wunderschönen grün. Die Hecken waren gut geformt geschnitten. Ein schöner Anblick. Diesen Garten haben die Insassen selbst so zugerichtet. Es wurde gerade eine Videopredigt gezeigt und wir wurden sogleich vom Leider von Teens Challenge dazu eingeladen. Gleich anschliessend durften wir den ca. 20 jungen Männern etwas über uns erzählen. Es ist immer wieder beeindruckend wie locker Rebekka auftritt und den jungen Männern Mut macht. Diese haben jeden Tag ein taffes Programm mit Andachten, Gruppenarbeiten, Selbststudium, Persönlichkeitstraining und vieles mehr. Ein super Programm!

Dannach machten wir uns auf den Weg zum Slumprojekt von GOA, das heisst wir kämpften uns durch Nairobi. Die Kinder hatten gerade Sportunterricht als wir dort ankamen. Sie rannten alle einem Ball ohne Luft nach. Sobald sie Rebekka sahen, war der Ball nicht mehr interessant und sie versammelten sich um uns und begrüssten uns indem alle ihre kleinen Hände zu uns streckten und den Weg zu unseren Händen suchten.

Nach dem gemeinsamen Essen und einer Lektion mit den Slum Kindern der GOA-Klasse nahm uns Ezekiel, der Leiter des Slumprojekts, mit aufs Flachdach. Wir sahen die Slums von oben. Eine Blechhütte nach der anderen. Es leben schätzungsweise eine Million Menschen in den Slums hier in Nairobi.

Ich weiss gar nicht wie ich dies alles beschreiben soll. Es roch nach Fäkalien, Abfall und zwischendurch süsslich nach selbstgebrautem Bier oder verbranntem Plastik. Die Sonne brannte auf unsere Köpfe. Zwischen den Häusern gab es kleine Abwasserkanäle durch welche eine graue Brühe floss in welcher Enten nach essbarem suchten. Zwischendurch lagen auf den Wegen entstellte Hunde mit Verletzungen.

Immer wieder rannten Kinder auf uns zu und riefen “How are you?’’ und wollten unsere Hände halten. Mein Herz weinte. Eine Woche zuvor brannte ein Teil der Slums nieder. Sechs Kinder aus der GOA-Schule verloren alles was sie besassen bei diesem Brand… Auf dem Weg durch die verbrannten Hütten trafen wir eine ältere Frau mit einem traditionellen afrikanischen Kleid. Durch das Tuch an ihrem Arm konnten wir die Verbrennungen sehen, welche sie von dem Brand davongetragen hatte.

Irgendwann erreichten wir eine Hütte aus Lehm: Die zweite GOA-Slumschule. Ezekiel betrat einen kleinen dunklen Raum. Direkt neben der Tür erkannten wir die Lehrerin und lauter kleine Kindern auf kleinen Kunststoffgartenstühlen sitzend. Der Raum besass nichts ausser einer kleinen Türe, welche die einzige Lichtquelle war und einer kleinen Wandtafel. Es ist sehr eindrücklich, was für eine Arbeit Ezekiel mit seinen Mitarbeitern hier in den Slums leistet. Er ist selbst in diesem Slum aufgewachsen und erzählte uns, dass er mehrere Stunden beansprucht um von der GOA-Gemeinde zur GOA-Schule zu kommen. Denn jeder Slumbewohner an dem er vorbeikommt möchte ihm erzählen, wie es ihm geht. Keiner darf vergessen werden um niemanden zu kränken. Für diese Strecke bräuchte ich wahrscheinlich keine zehn Minuten.

Nach einer spannenden Fahrt mit dem öffentlichen Bus kamen wir bei Ezekiel zu Hause an. Der Buschauffeur

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wendete dabei jeden Trick an um möglichst schnell von A nach B zu kommen. Jede Lücke wurde dabei ausgenutzt. Auch wenn man dabei schnell durch eine Tankstelle fahren musste oder den Gehsteig überquerte. Michael und ich waren beide doch schon recht müde als wir in Ezekiels Haus zu Tisch sassen, und auch er schlief beinahe ein. Zu dieser Zeit wussten wir noch nicht was uns für eine Nacht bevor steht. Eine kleine Armee von Moskitos versuchte uns während dem Schlafen ein wenig zu unterhalten.