GEBET FÜR KENIA!
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Viele Studenten schliefen noch, andere beteten bereits, als Al-Shabaab-Kämpfer eine Uni im Osten Kenias überfielen. Sie eröffneten das Feuer und nahmen gezielt Christen als Geiseln. Den ganzen Tag über herrschte Terror auf dem Campus. Mindestens 147 Menschen wurden getötet.
Erneut hat die somalische al-Shabaab ein Blutbad angerichtet. Diesmal überfielen Kämpfer der Terrorgruppe ein Universitätsgelände in Garissa im Osten Kenias. Den ganzen Tag über dauerten die Auseinandersetzungen zwischen Polizisten und Terroristen an.
Am Abend erklärten die kenianischen Behörden den Einsatz nach 15 Stunden für beendet, nachdem Sicherheitskräfte ein Wohnheim gestürmt hatten, in dem sich die Angreifer noch elf Stunden nach Beginn der Attacke mit Geiseln verschanzt hielten. Mindestens 147 Studenten wurden bei dem Terrorakt getötet und Dutzende verletzt.
Vier Angreifer seien erschossen worden, so die Behörden. Al-Shabaab hatte sich zu dem Überfall bekannt und bis zum Schluss verkündet, die Lage unter Kontrolle und weiter viele Geiseln in der Gewalt zu haben.
Nach Angaben der Behörden begann der Angriff am Donnerstagmorgen gegen 5.30 Uhr, als sich Studenten zum Gebet in der Campus-Moschee einfanden, viele aber auch noch schliefen. Die Moschee griffen die Extremisten offenbar nicht an. Sie schossen zunächst auf die Wachleute, die die Wohnheime schützen sollten. Anschließend verschafften sie sich Zugang zu den Unterkünften
Augenzeugen berichteten, die Studenten seien nach den ersten Schüssen in Panik geflohen. Die Angreifer hätten erbarmungslos auf die Flüchtenden geschossen. Andere Studenten wurden von Soldaten in Sicherheit gebracht. Die Angreifer hätten gezielt Christen getötet oder als Geiseln genommen. Muslime seien wieder freigelassen worden.
Das Innenministerium ordnete für die Nacht ein Ausgehverbot in Garissa und den nahe gelegenen Bezirken Wajir, Tana River und Mandera an.
Die Polizei leitete eine Großfahndung nach Mohamed Kuno ein, der als einer der Top-Kommandeure der al-Shabaab gilt. Auf die Ergreifung Kunos, der auch unter dem Namen Mohamed Dulyadin bekannt ist, wurde eine Belohnung von 20 Millionen kenianischen Schilling (198.000 Euro) ausgesetzt.
Die USA verurteilten den Angriff "auf unschuldige Männer und Frauen" an der Hochschule "aufs Schärfste". Die US-Regierung unterstütze die kenianische Regierung bei ihrem Kampf gegen die Al-Shebaab und werde dies auch weiterhin tun, teilte das Weiße Haus mit. Der Elysée-Palast in Paris erklärte, Frankreich sei bereit, mit Kenia im Anti-Terror-Kampf zusammenzuarbeiten.
Der Norden und der Osten Kenias grenzen an Somalia und waren bereits häufiger Ziele von Angriffen der al-Shabaab. Diese ist eigentlich in Somalia aktiv, bekämpft aber auch Kenia, weil die Regierung 2011 Truppen zum Kampf gegen die Extremisten ins Nachbarland schickte.
In Garissa hatten die Islamisten schon mehrmals Anschläge verübt. Erst im Dezember hatten Unbekannte eine Granate in ein Café geworfen und zwei Menschen verletzt. Im April 2013 attackierten vier Männer ein Hotel in der Stadt und töteten sechs Menschen. Im November 2014 hatten Kämpfer von al-Shabaab einen Bus im Norden Kenias gestoppt und systematisch alle Insassen getötet, die nicht muslimischen Glaubens waren. 28 Menschen kamen ums Leben.
Auch der Anschlag auf das Einkaufszentrum Westgate Mall in Nairobi 2013 mit 67 Toten - dem bisher folgenschwersten Anschlag bis Garissa - geht auf das Konto der Extremisten.
Auszug aus "Tagesschau.de"