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LEBENSVERÄNDERNDE EINSÄTZE – GOA-VOLONTÄRKOORDINATORIN MICHAELA HUT BERICHTET

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Während ihrem ersten Volontäreinsatz in Kenia 2013 verliebte sich Michaela Hut in die Kinder vom GOA-Heim Kieni West. Seither reist die Ostschweizerin jedes Jahr zurück, telefoniert regelmässig mit den Kindern und organisiert diverse Fundraising-Aktivitäten.

So war das GOA-Schweiz-Team besonders erfreut, als sie Anfang 2018 offiziell als ehrenamtliche Mitarbeiterin den Bereich Volontärkoordination übernahm. In diesem Interview berichtet Michaela über ihre Leidenschaft und lädt auch andere dazu ein, als Volontäre eine lebensverändernde Erfahrung zu machen. Wer sich inspiriert fühlt, darf sich bei ihr unter email hidden; JavaScript is required melden und in den Genuss einer persönlichen Besprechung kommen.

«Die Kinder aus den GOA-Projekten wurden mir zu einem zweiten Zuhause.»

Michaela Hut

ÜBER MICHAELA ALS PERSON UND VOLONTÄRIN

  • Wie bist du zu GOA gestossen?

Durch Kollegen von Kollegen, die selbst als fast erste Volontäre einen Einsatz mit GOA in Kenia gemacht hatten. Aus Interesse meldete ich mich zu einem Gespräch bei GOA-Schweiz-Gründerin Rebekka, in dem «es mir richtig den Ärmel reinzog». Ich war begeistert und meldete mich definitiv für einen Einsatz an!

  • In welcher Phase deines Lebens warst du, als du dich für den Einsatz gemeldet hast?

Ich hatte die Lehre als Medizinische Praxisassistentin und danach ein Jahr Berufsmittelschule in Vollzeit abgeschlossen. Dann hatte ich gerade noch keine Stelle, somit war es ein guter Zeitpunkt für einen Einsatz. Obwohl ich mir früher eher vorgestellt hatte, dass ich wohl erst mit Ende 20 einmal so etwas erleben würde, wurde diese Erfahrung für mich bereits als 19-Jährige wahr!

  • Erzähl uns von deinem ersten Einsatz bei GOA Kenya.

Ich verbrachte drei Wochen im Kinderheim Kieni West, wo ich überall ein bisschen mithalf: Ich spielte mit den Kindern, machte Hausaufgaben mit ihnen, kochte für sie, ging mit ihnen auf Safari. Ich erlebte eine mega gute Zeit mit den Kindern – sie wurden mir zu einem zweiten Zuhause. Danach verbrachte ich zusammen mit einer anderen Volontärin, die ich dort kennengelernt hatte, eine Woche im Waisenhaus CCRC, wo wir mit den Kindern ein Musical einstudierten. Auch das war super!

  • Berichte uns etwas über deine Beziehung zu den Waisenkindern.

Bei meinem ersten Einsatz war das jüngste Kind, Kelvin, im Kindergartenalter. Sprachlich konnten wir fast nicht kommunizieren, weil er (genauso wie die meisten anderen Kinder) kaum Englisch konnte. So gab es ganz lustige Situationen – zum Beispiel schloss er mich einmal in einem WC ein – und verstand nicht, dass ich ihm mitteilen wollte, dass ich von innen die Tür nicht öffnen konnte! Dann musste ich warten, bis ein anderes Kind kam, das etwas Englisch konnte. Aber trotzdem fühlten wir uns im Herzen verbunden und kommunizierten mit Händen und Füssen. Heute ist Kelvin etwa zehn Jahre alt und kann recht gut Englisch – und ich habe mittlerweile einiges Swahili gelernt. So können wir uns auch per Telefon verständigen. Ich frage ihn und die anderen Kinder oft, wie es ihnen geht, wie es in der Schule läuft, was sie in den Ferien machen. Ich sehe sie als meine eigenen Kinder an.

  • Was waren für dich die Herausforderungen als Volontärin?

Interessanterweise hatte ich keine grossen Schwierigkeiten mit dem Kulturschock – weder beim Ankommen in Kenia noch beim Rückkehren. Damit haben andere mehr Mühe. Auch die anderen Hygienestandards waren für mich kein grosses Problem. Hingegen kämpfte ich mit dem Essen – es war eintönig, immer dasselbe. So freute ich mich am Allermeisten auf die gute Küche meiner Mama, wenn ich zurückkam. (Heute können wir jedoch glücklicherweise sagen, dass sich dank der Selbstversorgungsprojekte in den Waisenhäusern der Menüplan erweitert hat – siehe Blog-Artikel vom 10.3.2019).

  • Wie ging es nach deinem ersten Einsatz weiter?

Ich fühlte mich besonders mit den Kindern in Kieni West sehr nahe verbunden und vermisste sie sehr. So wollte ich unbedingt wissen, wie es ihnen weiterging – ich wollte sie nicht erst nach Jahren wiedersehen, wenn sie bereits fast erwachsen wären, sondern mitbekommen, wie sie aufwuchsen. So zog es mich immer wieder hin – fast alle 7-8 Monate reiste ich für ein paar Wochen hin, später dann auch einmal für mehrere Monate. Auch persönlich hat mich der Einsatz verändert. Ich bin lockerer geworden und teile viele kleine Sorgen von hier nicht mehr – zum Beispiel, wenn der Zug einmal etwas verspätet ist.

  • Du investierst dich so stark für GOA – hast du daneben noch andere Hobbys?

In der Tat habe ich viele Hobbys – ich spiele Volleyball, fahre Ski, bin Kampfrichterin für Leichtathletik – und liebe es zu reisen. Bis letztes Jahr habe ich auch eine christliche Jugendgruppe geleitet und derzeit bin ich einen Altleiterverein am Aufziehen. Dort bin ich auch für ein anderes soziales Projekt in Griechenland im Einsatz. Aber dennoch ist es so, dass ich mich in meiner Freizeit am meisten für GOA investiere.

  • Wie kommt es denn, dass du dich gerade für GOA als Priorität entschieden hast?

Kenia war schon immer ein Land, unter dem ich mir etwas vorstellen konnte. Mein Opa, ein leidenschaftlicher Bergsteiger, sagte oft, er wolle einmal auf den Kilimandscharo. Leider konnte er sich diesen Wunsch nicht erfüllen, doch hatte ich das Glück, Kenia ausgiebig kennenzulernen. Nach meinem ersten Einsatz in Kenia zeigte mein Bekanntenkreis sehr grosses Interesse an Kenia: Ich wurde in verschiedene Kirchen und Organisationen eingeladen, um über meinen Einsatz zu berichten – und so ergab es sich fast von selbst, dass ich immer stärker mit GOA und Kenia zusammenwuchs.

ÜBER DEN ARBEITSBEREICH VOLONTÄRKOORDINATION

  • Nun bist du seit einem Jahr offiziell als ehrenamtliche Mitarbeiterin bei GOA als Volontärkoordinatorin dabei. Was hat das für dich beinhaltet?

Im vergangenen Jahr durfte ich 7 Volontäre und noch etwa so viele Kurzzeitbesucher nach Kenia vermitteln. Ich habe grosses Glück, dass die Zusammenarbeit mit Kenia sehr gut funktioniert. Mit der kenianischen Koordinatorin Grace habe ich viel Kontakt . Das Wissen, dass sie für die Volontäre da ist, macht es auch einfacher, die Volontäre gehen zu lassen.

Die Organisation eines Volontäreinsatzes ist im Vorfeld schon immer ein bisschen stressig, da sie natürlich viele Fragen haben: Was sollen sie mitnehmen? Wie ist das Klima? Welche Geschenke sind angemessen? Wenn sie dann in Kenia sind, telefoniere ich etwa ein- bis zweimal pro Woche mit ihnen, damit sie von allfälligen Herausforderungen in kulturellen Angelegenheiten erzählen können – im Umgang mit den Kindern, mit Hygiene, Essen, etc. Da ich alle Projekte kenne, weiss ich, was dort so läuft, und kann mich gut in sie hineinversetzen. Durch den Kontakt möchte ich ihnen das Einleben einfacher machen.

Es ist immer mega schön, von allen rückkehrenden Volontären zu hören, wie sie voller Begeisterung ihre Eindrücke mitteilen, die ihnen fürs Leben bleiben. Ich kann mich sehr gut mit ihnen identifizieren, da ich dasselbe durchgemacht habe – emotionale Hochs und Tiefs.

  • Was braucht es dazu, ein Volontär in Kenia zu sein?

Ein Herz für neue Kulturen und Kinder, Offenheit für andere Lebensstile, Zeit und Neugierde für Unbekanntes. Auch muss man sich auf einen einfachen Lebensstandard einstellen, aber das öffnet einem die Augen darüber, was man wirklich braucht und was nicht. Die Aufgaben der Volontäre beinhalten normalerweise nicht ein spezifisches Projekt, sondern vor allem ein Mitleben im Alltag: mithelfen im Garten oder in der Küche mithelfen und für die Kinder da sein.

  • Birgt ein Einsatz in Kenia für Schweizer auch Gefahren?

Die GOA-Waisenhäuser liegen zum Glück nicht in Gegenden, die besonders gefährlich sind. Dennoch ist es natürlich wichtig, gewisse Regeln zu beachten, z.B. sich nicht alleine, sondern in Begleitung von Einheimischen zu bewegen und bei Dunkelheit drinnen zu sein. Gott sei Dank haben wir unsere Volontäre noch nie negative Erfahrungen gemacht.

  • Jetzt hast du bestimmt einige Leser schmackhaft auf einen Einsatz gemacht. Wie sollen sie vorgehen, wenn sie sich für einen Einsatz interessieren?

Sie können sich gerne persönlich bei mir melden. Danach fragen wir normalerweise nach einem kurzen Motivationsschreiben und führen zwei längere Gespräche mit den Interessenten, in denen wir uns näher kennenlernen und herausfinden, zu welchen Projekten die Person passen könnte. Die Dauer eines Einsatzes ist in der Regel zwischen 6 Wochen und 6 Monaten. Ein fixes Startdatum ist nicht gegeben, wir müssen einfach schauen, dass es mit dem Zeitplan von uns hier und mit demjenigen der Kinderheime in Kenia passt. Finanziell ist es so, dass die Volontäre die Reisekosten sowie moderate Unterhalts- und Adminkosten selbst tragen.

  • Noch ein Schlusswort von dir?

Gerade für Paten, die ein Kind in Kenia unterstützen, ist ein Einsatz vor Ort ein unglaublich bereicherndes Erlebnis. Die Kinder fragen sehr oft nach ihren Paten. Sie möchten wissen, wer hinter den Briefen und den Bildern steckt. Paten haben bei uns übrigens auch die Möglichkeit, für eine kürzere Zeit als Besucher nach Kenia zu reisen.

Alles in allem liegt es mir sehr am Herzen, dass weiterhin Volontäre und Besucher gibt, die nach Kenia reisen und in den Waisenkindern eine lebensverändernde Erfahrung machten, so wie ich und viele andere dies durften!

Interessierte können sich gerne bei mir melden unter email hidden; JavaScript is required.