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OLIVERAS TAGEBUCH

Veröffentlicht am

Habt ihr schon einmal Tagebuch geschrieben? Olivera, welche seit zwei Wochen als Volontärin in Kenia ist, macht dies aktuell nicht nur für sich selbst, sondern auch für ihre Freunde und Familie in der Schweiz... und sogar für uns! In den kommenden Monaten dürfen wir hier auf dem Blog immer wieder einige Ausschnitte aus ihrem Tagebuch veröffentlichen. Was für ein toller Einblick ins Leben einer Volontärin im Waisenhaus Rhema!

31. August:

Gestern um 5 Uhr aufgestanden, mit Tochter und Mutter zum Flughafen, letztes Abschied nehmen. Zwischenlandung in Paris, Ankunft um 22 Uhr Ortszeit in Nairobi, Transfer zum Guesthouse der GOA Organisation. Recht gut geschlafen mit Güggelkonzert. Der Konkurrenzkampf ist anscheinend so gross, dass sie sich die ganze Nacht beweisen müssen... Nach dem Ausschlafen eine junge Schweizerin kennengelernt, die auch im Haus ist und mit mir das gleiche Programm macht bis wir in 4 Tagen in die jeweiligen Waisenhäuser gefahren werden. Heute Nachmittag werden wir mit Begleitung in die Stadt gehen um die letzten Besorgungen zu machen. Z.B. gute Gummistiefel. Die Regierung sagt starke Regenfälle an für Okt. bis Dez. 😅🌧️

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Die Mädchen freuen sich über den Schmuck, den ich ihnen aus der Schweiz mitgebracht habe.

5. September:

Nun bin ich im Waisenhaus Rhema angekommen und habe alle 29 Kinder kennengelernt, ab dreijährig bis ca. 16-jährig. Sie kommen nach der Schule um 17 Uhr nach Hause. Dann gibts zum Zvieri Porridge, dann Hausaufgaben, etwas Freizeit, Fellowship, Nachtessen, Schlafenszeit für die Jüngsten.
In der Freizeit spielte ich mit etwa 15 Kindern ein Kartenspiel, welches man sonst mit etwa 4 Kindern spielt. geht alles! Und gefühlte 100x genossen die Kleineren "Hoppe hoppe Reiter" auf meinem Schoss.
Fellowship: Ich war beeindruckt, wie die Kinder ohne Erwachsene sangen und beteten, bis der Leiter kam für einen biblischen Input.
Die Kinder werden sehr gut und liebevoll umsorgt. Sie sind nicht alle Waisen, sondern auch missbrauchte und verlassene Kinder. Sie sind zufrieden ohne Spielsachen, mit zerfledderten Schultaschen, z.T. zerrissenen Kleidern. Am liebsten würde ich ihnen neue Sachen kaufen... aber es ist eine andere Welt, wo man mit viel weniger zufrieden ist. Was sie heiss lieben ist Schweizer Schokolade!
Heute Morgen aufstehen um 6 Uhr, frühstücken, Zähne putzen und zum Schulbus laufen. Ich blieb im Heim und half beim Grossabwasch mit vom Znacht und Frühstück. Ganz wie früher, ohne fliessendes Wasser.

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Auch die Kleinsten helfen mit=)

6. September:

Heute Shopping in der nächstgelegenen Stadt Naivasha. Bälle, Hulahoppreifen, Scheren usw. für die Kinder gekauft. Auf dem Nachhauseweg musste ich die Entscheidung treffen zwischen im Regen vom Bus nach Hause zu laufen mit Einkaufstaschen oder per Töff transportiert zu werden für 75 Rappen. Also rauf auf den Töff zu zweit plus Fahrer über Schotterstasse und Pfützen nach etwa 30 Jahren Töffabstinenz...
Naja, ich denke es wird nicht das letzte Abenteuer gewesen sein =)

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Die Tochter des Leiterehepaars inmitten von Hühnern=)

8. September:

Einige haben wegen dem Wetter nachgefragt.
Es ist auf 2500m Höhe, weshalb wir nicht typisch afrikanisch heisses Wetter haben. Es wird momentan nachts 12 Grad und tagsüber kann es 25 Grad werden, aber wenn es bewölkt ist und es regnet wirds schnell wieder kühler. Die Kinder stehen um 5.45 auf und gehen um 7 Uhr auf den Schulbus. Deshalb ziehen sie morgens warme Kleidung an. Ausserdem empfinden sie die Kälte stärker, weil sie sich gemässigte Temperaturen gewohnt sind.
Es gibt hier sooo viel zu tun... Täglich viel Wäsche und wenns regnet, im Eiltempo alles trockene und halbtrockene abhängen. Das nasse hängen lassen und auf den nächsten Sonnenschein warten. Und zur Zeit regnets fast täglich nachmittags/abends.
Frühstück machen: Schwarztee mit Milch und Zucker, 3 Toastbrote mit Butter für jedes Kind. Dann Zmittag Kochen für 4 Erwachsene.
Zum Zvieri, wenn die Kinder heimkommen um 17.15 Uhr, flüssiges, gesüsstes Porridge und gleich auch schon Znacht für 29 Kinder plus Betreuer kochen.
Rüsten rüsten, rüsten...v.a. Mengen von Spinat, alles Handarbeit.
Grossabwasch 1x täglich morgens. Wenn der Heisswassertank leer ist, Wasser heiss machen auf dem Feuer.
Die beiden Schlafräume und den Aufenthaltsraum täglich mit Strohbesen wischen und nass aufnehmen. Die Hühner versorgen.
Feldarbeit: momentan nur ernten.
Daneben die 19-monatige Tochter der Heimleiter im Auge behalten.
Die Heimleiterin und die beiden Allrounderinnen haben von morgens bis abends zu tun, sind sehr fleissig und klagen nie.
Ich helfe mit, wo ich kann, nehme mir aber tagsüber eine Auszeit, denn ich bin dann v.a. für die Betreuung abends zuständig, wenn die Kinder nach Hause kommen. Der Tag beginnt für mich um 5.45 und endet um ca. 21 Uhr, wenn die Kleinen im Bett sind.
Da die 2 Betreuerinnen 7/24 arbeiten, auch nachts verantwortlich sind und jeweils im anliegenden Zimmer der Jungs und Mädchen schlafen, bekommen sie jeden Monat 1 Woche frei, was aber bedeutet, dass dann die ganze Arbeit von noch weniger Personen bewältigt werden muss. Ich staune, was sie alles schaffen! 💪🏽

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Alle helfen mit beim Fladenbrot backen

11. September:

Tagwache im 5.45 Uhr für alle Kinder.
Ich helfe den 4jährigen, noch halb Schlafenden, beim Reinigen mit Feuchttüchlein und beim Schuluniform anziehen. Dann Toastbrote streichen, Schwarztee mit Milch ausschenken (schmeckt ähnlich wie heisse Schokolade) und dann beim Zähne putzen helfen, Gesichter und Kleider reinigen vom Zähne putzen.

Ich bin zutiefst beeindruckt von diesen fleissigen, selbständigen, verantwortungsbewussten, bodenständigen, fröhlichen, respektvollen, kaum streitenden Kindern!! Keine grösseren Aggressionen, keine Destruktivität, keine Verweigerungen trotz ihrer schweren Geschichten! Kanns manchmal fast nicht glauben... und geniesse es einfach!
Heute haben zwei etwa 10- und 11-jährige Jungs ihre einzig sauberen, langen, zerrissenen Unterhosen, die sie morgen für die Schule brauchen, selbst genäht!
Und der gleiche 11-jährige Junge hat im Gemeinschaftsraum, als die Jüngste erbrochen hatte, ohne Umschweife und Aufforderung einen Lappen geholt, das Ganze aufgewischt und den Lappen ausgewaschen! Einfach wow!!!

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Die Kinder helfen einander beim Zähneputzen

15. September:

Das erfährst du in einem späteren Blog=). Schau doch immer wieder einmal auf der Website vorbei und entdecke weitere Tagebucheinträge von Olivera in den kommenden Monaten.