OLIVERAS TAGEBUCH - 2
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23. September:
Als Monika, die Heimleiterin, und ich vom Shopping zurückkamen und ich den Kindern feine Muffins verteilte, schaute mich der 8-jährige Danton mit grossen Augen an und fragte fassungslos: Liebt ihr uns so sehr, dass ihr uns extra Muffins gekauft habt? Ja es war wirklich ein Herzensgeschenk für die Kinder. Da bewahrheitet sich der Spruch: "Liebe geht durch den Magen"=). Aber auch die Erwachsenen wurden beschenkt: So viel Freude an drei Plastikstühlen für die Küche! Nun haben die fleissigen Frauen etwas mehr Komfort.
Dann war Teppichwaschen angesagt, ein riesiger Plausch für die Kinder!
27. September:
Starke Momente für mich sind:
- wenn ich die kleine Tochter der Heimleiter, Diana, baden darf und sie es sooo geniesst!
- wenn ich einem Kind helfen kann, bei den Hausaufgaben nicht frustriert zu sein, und es beginnt zu verstehen und danach strahlt
- wenn die grossen Jungs extra an meine Tür klopfen um mir gute Nacht zu wünschen
- wenn ich die acht Jüngsten, die früher ins Bett gehen, mit einem Segenslied in die Nacht begleiten und ihnen Einzelzuwendung geben darf
- wenn ich mir Zeit nehmen kann ein Kind zu trösten
- wenn ich das Team mit Milchreis und Apfelkompott zum Zmittag verwöhnen darf
- wenn ich abends unter meine kuschelweiche Decke schlüpfen kann und weiss, dass ein guter, sinnerfüllter Tag zu Ende gegangen ist
29. September
Eine Freundin erzählte einer Journalistin von meinem Leben im Kinderheim in Kenia und diese war interessiert, darüber zu berichten. Ich durfte einen Artikel für die Andelfinger-Zeitung schreiben.
Hier kann der Zeitungsbericht nachgelesen werden
13. Oktober
Ein voller Tag! In der GOA-Schule wurden mit einer mehrstündigen Feier die Highschool-Diplomanden verabschiedet. Sehr würdevoll und gut geplant mit Vorführungen aller Klassen und vielen Reden. Leider kämpfte ich trotzdem nach spätestens zwei Stunden gegen den Schlaf. Ich bewundere aufrichtig, wie die Afrikaner so lange ruhig und diszipliniert still sitzen können − auch die meisten der Jüngsten. Nach dem langen Tag freute ich mich auf mein Zimmer im Rhema, aber der Schulbus blieb im Schlamm stecken! Die Kinder fanden es spannend − ich hingegen weniger. Nachdem ich mich aber vergewissert hatte, dass der Bus nicht kippen konnte, entspannte ich mich und half beim Anschieben. Mit Hilfe von Zweigen, welche die Kinder am Wegrand abbrachen, wurde der Schlamm befahrbar gemacht und mit gemeinsamer Muskelkraft brachten wir den Bus da raus. Hier ist eine Chilbi überflüssig, denn Nervenkitzel, Geschaukel und Gerumpel sind auf dem Schulweg schon inbegriffen!
15. Oktober
Das Dach über den Wäscheleinen ist endlich fertig! Wie oft waren wir zu spät um die Wäsche abzuhängen und sie wurde bereits wieder verregnet. Nun kann dies nicht mehr passieren. Aber ausgerechnet heute fällt kein Regen für die erste Testprobe. Aber als Turngerüst ist die Dachkonstruktion auch geeignet − und auch um Bälle übers Dach zu werfen=).
17. Oktober
Viel wollten wir nicht einkaufen in der nächsten Stadt Naivasha. Am Ende wurde es dann aber doch wieder mehr als geplant. Wenn ich beim Ankleiden helfe, sehe ich immer wieder, was noch fehlt. Nur ein Unterleibchen pro Kind reicht einfach nicht aus. Dazu kommt, dass die Kleider wegen dem Schlamm schneller dreckig werden. Deshalb haben wir viele Unterleibchen und günstige Secondhand-Pyjamas gekauft; ausserdem ein legoartiges Konstruktionsspiel für die nahenden Schulferien. Etwa zwanzig Kinder konnten sich damit beschäftigen, von klein bis gross. So gerne ich die Rhema-Kinder beschenke, so sehr spürte ich die Diskrepanz und den Schmerz, als in Naivasha Strassenkinder auf uns zukamen. Als ich ihnen einen Bund Bananen kaufte, freuten sie sich riesig. Am liebsten wäre ich in den Supermarkt und hätte ihnen auch Brot oder anderes für die nächsten Tage gekauft, aber da waren sie schon verschwunden. Es ist immer "nur" ein Tropfen auf den heissen Stein, wenn man irgendwo Not lindern kann − wie ich nun im Rhema, wofür ich extrem dankbar bin. Ein bedrückendes Gefühl bleibt aber trotzdem angesichts der vielen Strassen- und Slumkinder, die doch auch ein Zuhause nötig hätten...
19. Oktober
Ich bin sehr froh, habe ich hier keine Erziehungsverantwortung. Trotzdem kann ich manchmal etwas Einfluss nehmen. Die drei vierjährigen Mädchen haben sich bis vor kurzem anziehen lassen. Ihre Betreuerin ist eine liebevolle und sanftmütige Frau in meinem Alter, die alles für die Rhemakinder tun würde. Als sie eine Woche frei hatte und ich die alleinige Verantwortung für die kleinen Girls trug, versuchte ich sie zu motivieren, sich selber umzuziehen. Mittlerweile habe ich sogar die passenden Worte dazu gelernt: Jaribu peke yako − versuche es selbst! Wenn ich dann beim Selbstversuch begeistert klatsche, verstehen sie das ohne Worte und sind motiviert. Das Resultat heute Morgen: Als ich ins Zimmer kam, waren alle drei schon am Umziehen!
Heute hat Solomon, der Heimleiter, die neu gekauften Spiegel in den Kinderzimmern aufgehängt. Bis jetzt hatte niemand einen Spiegel ausser die Heimleiter in ihrer Stube. "Ist das für die Betreuerinnen?", fragte ein Kind. Als ich sagte: "Nein, das ist für euch!", staunten sie fast Bauklötze!
20. Oktober
John und Timothy, zwei Jungs aus dem Heim, bauen gerade eine Hundehütte. Ich staune immer wieder über die Kreativität dieser Kinder. Der gleiche Timothy hat einmal ein eigenes Velo gebaut. Er ist unser kleiner Ingenieur!
Was Olivera während ihrem Einsatz noch alles erlebt und dokumentiert, erfahrt ihr bald wieder auf unserem Blog.