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ROLLBALL???

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Liebe Freunde

Wer von euch hat schon einmal etwas von ROLLBALL gehört? Ich hatte bis vor wenigen Wochen keine geringste Ahnung, worum es sich hierbei handeln könnte. Wenn ich hätte raten müssen, hätte ich wohl zur Antwort gegeben, das sei vielleicht das Spiel, welches wir im Mutter-Kind-Turnen jeweils übten, wobei man sich gegenüber sitzt und sich den Ball zurollt. Oder ein besonderer Ball, den man mit dem Fuss vor sich her rollen kann...

Vor kurzem wurde ich jedoch eines Besseren belehrt, als ich mich mit unserem GOA-Sportverantwortlichen, Samuel Baraza, zu einer Besprechung traff. Da ich von der Organisation „Unihockey für Strassenkinder“ in der Schweiz gehört hatte, wollte ich von Baraza wissen, ob er junge Leute kenne, die allenfalls Interesse an einem solchen Projekt hätten. Er versprach, sich auf die Suche zu machen und mir Bescheid zu geben.

Bereits am nächsten Tag klingelte mein Handy und Barazas Freund Paul erklärte mir aufgeregt, dass er auf ein Team aufmerksam geworden sei, welches Interesse am Unihockeyprojekt für Strassenkinder hätte. Ich fragte ihn, was das Team denn zur Zeit für eine Sportart betreibe, denn soviel ich verstand hatten war Unihockey etwas noch Unbekanntes für sie. Die Antwort lautete: Rollball.

Für mich war das nicht wirklich eine Antwort, konnte ich mir doch unter diesem Wort eigentlich nichts vorstellen. So schlug Paul vor, dass ich mich mit dem Team treffe um mehr zu erfahren. Ich schaufelte mir einige Stunden an einem Samstagmorgen frei und das Team wurde eingeladen. Nun, eigentlich ist „das Team“ nicht ganz korrekt, denn es stellte sich bald heraus, dass es sich um zwei Teams handelte: Ein Frauen- sowie ein Männerteam. Die meisten von ihnen noch in Ausbildung, andere verzweifelt auf Arbeitssuche oder Gelegenheitsarbeiter.

Die Teamleiter Phillip und Stella stellten sich und ihre Teams vor und zeigten mir einige Fotos dieses mysteriösen „Rollball“-Sports. Bald realisierte ich, dass ich mit meinen Vorstellungen von Rollball meilenweit danebenlag. Rollball heisst nicht Rollball, weil der Ball gerollt wird, sondern weil die Spieler rollen...auf Rollschuhen. Der Ball sieht aus wie ein Basketball, wird mit den Händen prellend geführt, an Mitspieler weitergepasst und in einem Fußball ähnlichen Tor versenkt. Eine Kombination von allen Ballsportarten, welche mir bisher begegnet waren.

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Ich hörte interessiert zu und bemerkte bald die Leidenschaft der Jugendlichen für diese Sportart. Im Mittleren Osten erfunden hat die junge Sportart bereits zwei Weltmeisterschaften hinter sich, wobei die letzte in Kenia stattfand. Dadurch haben sich einige wenige Rollball-Teams in Kenia gebildet, welche sehr erfolgreich an den Meisterschaften teilnahmen. Ich staunte nicht schlecht, als bei der Frage, wer alles für das Nationalteam spielte, die Hälfte der anwesenden Spieler die Hände erhoben. Ich hatte es also mit einem hohen Sportslevel zu tun.

Wir sprachen plangemäss über das Projekt Unihockey für Strassenkinder, welches auf grosses Interesse stiess, wir sprachen aber auch über ganz viele andere Dinge. Im Verlauf der Sitzung wurde mir bewusst, dass diese jungen Leute, die um mich herum auf Plastikstühlen sassen, nicht nur in ihren sportlichen Aktivitäten, sondern auch ganz einfach in ihren alltäglichen Leben Untersützung und Zuwendung brauchten. Nicht wenige kommen aus schwierigen Umständen, und Rollball ist wohl das Einzige, was viele von ihnen davon abgehalten hat, sich in alle möglichen illegalen und kriminellen Geschäfte zu verstricken oder genauso illegale Dinge zu konsumieren.

Die Sitzung endete damit, dass man ein weiteres Treffen vereinbarte und bis dahin einige Informationen auf beiden Seiten gesammelt werden sollten. Als ich das Meeting verliess, war ich mir jedoch bewusst, dass diese Teams eine weitere Chance für GOA sind, junge Leben zu begleiten, zu unterstützen und zu verändern.

Lange Rede kurzer Sinn: GOA hat vor wenigen Wochen die beiden Rollball-Teams, welche bisher ohne jegliche Unterstützung und ohne feste Spieler existiert hatten, als offizielle GOA-Rollball-Teams adoptiert. Die Win-win-Situation sieht dabei folgendermassen aus:

- Die Rollball-Teams erhalten von GOA Unterstützung, um als Teams ausgerüstet zu sein, sich zu registrieren und so an Turniers teilnehmen zu können.

- Die Mitarbeiter und Gemeindemitglieder von GOA besuchen die Spiele der Teams als Fans, wodurch die Talente der Spieler wertgeschätzt werden und ihr Selbstvertrauen wachsen kann.

- GOA hat die Möglichkeit, diese jungen Leute zu begleiten. Nicht nur im Sport sondern ich ihren Schwierigkeiten im alltäglichen Leben, in ihren Zukunftswünschen und Visionen.

- Durch die Spiele wird GOA bekannter, erhält Beziehungen zu anderen Teams und kann so auch viele weitere Jugendliche erreichen.

- Die Rollballveranstaltungen können dazu genutzt werden, Prävention und Evangelisation zu betreiben und junge Leute von Dingen abzuhalten, welche ihre Leben zerstören.

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In den letzten Wochen haben die Keniameisterschaften begonnen, wo auch unsere GOA-Teams angemeldet sind. Ich habe einige Spiele besucht, und mich fleissig als Fan betätigt. Beim ersten Spiel wunderten sich alle Teams über die Neuankömmlinge und darüber, was die Buchstaben GOA auf den Tshirts der Spieler wohl bedeuten können. Von „Group of Ostriches and Antilopes“ (Gruppe von Straussen und Antilopen) bis hin zu „God of Abraham“ (Der Gott Abrahams) hörten wir diverse lustige Kommentare. Doch das Lachen verging den meisten, als die GOA-Teams in Action zu sehen waren. Wie stolz sind wir auf unsere beiden Teams, welche bisher alle Spiele gewonnen haben und somit an der Spitze der Nationalmeisterschaften stehen. Nächste Woche finden die Finalspiele statt.

Aber nicht nur auf dem Spielfeld sind die Erfolge zu sehen: Bei unseren GOA-Veranstaltungen und im Sonntagsgottesdienst sind die Rollball-Spieler nun regelmässig zu sehen und sie haben auch bereits einen Tag ausgemacht an welchem sie als Team eines unserer Waisenhäuser besuchen werden. Viele wurden motiviert, etwas aus ihrem Leben zu machen und oft verbringen wir nach den Spielen noch einige Stunden neben dem Spielfeld und diskutieren lebenswichtige Dinge. Das Ziel ist, dass die beiden Teams bald ein Selbstversorgungsprojekt starten können, welches ihnen hilft, durchs Leben zu kommen und auch ihr Team langfristig selbst zu unterstützen. Wie vielfältig sind doch die Möglichkeiten, Leben zu berühren. Danke Rollball.

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Eure Rebekka