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WEG VON DER STRASSE…

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Diesen Augenblick werde ich so schnell nicht mehr vergessen..

Als ich letztes Jahr an einem Tag ins GOA-Büro in Nairobi kam, waren da auch zwei Strassenjungs, welche mit einem unserer Mitarbeiter redeten. Man roch den Leim, die Strasse, den Abfall. Auch äusserlich war den beiden anzusehen, wie schlecht es ihnen ging und dass sie in den letzten Tagen wohl mehr geschnüffelt als gegessen hatten. Ich schätzte ihr Alter ungefähr auf 14. Mir wurde gesagt, dass die beiden schon mehrmals in einem unserer Waisenhäuser aufgenommen wurden, sie jedoch jedes Mal nach kurzer Zeit wieder abgehauen sind. Es ist verständlich, dass Jugendliche, welche direkt von der Strasse kommen, oft nicht mit der Autorität eines Waisenhausleiters umgehen können. Wahrscheinlich haben die Jungs Isaac und Jamlick noch nie im Leben jemanden gehabt, der ihnen Grenzen aufzeigte oder bei dem verbindliche Regeln galten. Viele schaffen den Sprung in ein geordnetes Leben, andere jedoch zieht es immer wieder zurück in die Drogen.

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Die beiden Jungs in unserem Büro

Die Mitarbeiter im Büro entschieden sich dazu, den beiden nochmals eine Chance zu geben. Den Jungs wurden neue Kleider gegeben, sie konnten essen und sich duschen und mit der nächsten Gelegenheit wurden sie ins Waisenhaus Tumaini gebracht. Als ich einige Tage später ebenfalls dieses Waisenhaus besuchte, freute ich mich, die beiden dort wiederzusehen. Ich machte mir zwar Gedanken darüber, wie sinnvoll es ist, die beiden in ein Waisenhaus zu bringen, welches nicht besonders darauf ausgelegt ist, drogensüchtige Jugendliche zu betreuen und im Entzug zu begleiten. Dieses Angebot konnten wir bisher einfach noch nicht aufbauen und bei über 150 Kindern auf einem Gelände mit nur wenigen Mitarbeitern ist es schwierig, solche Kinder gezielt zu begleiten. Doch sie sollten einfach eine weitere Chance erhalten... Man weiss ja nie. Am Anfang war es schwierig, ein sinnvolles Gespräch mit ihnen zu führen, da sie vom geschnüffelten Leim ziemlich benebelt waren. Man merkte aber wie sie sich langsam erholten und als ich nach zwei Wochen weiterreiste, hatte ich doch das Gefühl, dass sich der Alltag für sie normalisierte. Sie versprachen mir noch, dass sie diesmal nicht mehr davonlaufen werden und sie fleissig in der Schule lernen werden. Es erstaunte mich jedoch nicht sehr, als ich einige Zeit danach erfuhr, dass die beiden wieder aus dem Waisenhaus verschwunden waren. Einmal mehr hatten die Drogen gesiegt. Ich fragte mich, ob sich der Aufwand gelohnt hat, den die Mitarbeiter geleistet hatten und wie es nun mit den Jungs weitergehen würde. Es wäre wohl ein trauriges Ende, wenn die Geschichte hier aufhören würde. Doch zum Glück geht sie noch weiter.

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Rebekka mit Isaac und Jamlick

Anfang Jahr war Josphat Kariuki geschäftlich in Nairobi Downtown unterwegs. Er ist in einem unserer Waisenhäuser aufgewachsen und hat erst vor kurzem seine Ausbildung als Elektriker abgeschlossen. Als er eine Gruppe Strassenkinder sah, zögerte er kurz. Zwei von ihnen kamen ihm bekannt vor. Er sprach sie an und merkte, dass er sie schon einmal getroffen hatte, dazumal als er seinen Bruder in Tumaini besuchte. Was ihn zur nächsten Entscheidung bewog, ist für mich nicht einfach nachzuvollziehen. Obwohl sein Lohn kaum für eine Person reichte, lud er die beiden zu sich nach Hause ein und bot ihnen an, dass sie bei ihm leben können und er für sie sorgen wird. Ein weiterer Strassenjunge namens Moses wurde ebenfalls in die neu gegründete Familie aufgenommen. Ich freute mich sehr als ich dann die spezielle WG besuchen konnte. Die Jungs haben sich sehr verändert und man merkt, dass sie sich wohlfühlen. Seit Januar besuchen sie nun die Schule in Nairobi, was unglaublich ist. Bis jetzt sind sie noch nie so lange an einem Ort geblieben ohne davonzulaufen. Das zeigt wie wertvoll die Arbeit von Josphat ist, der die Jungs viel enger begleiten und überwachen kann. Wir freuen uns natürlich sehr darüber, dass sich unsere Hilfe mit der Zeit multipliziert und weitergegeben wird.

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Die Familie mit Besuch[/caption]

Wir versuchen die kleine Familie zu unterstützen, indem wir die Kosten für Schule, Kleider oder Nahrungsmittel übernehmen. Natürlich würden wir uns auch über eure Beteiligung freuen. Eine Spende mit der Mitteilung “Kleinfamilie Josphat“ genügt, damit der Betrag vollumfänglich diesem Projekt zu Gute kommt. Wir würden den drei Jungs auch gerne einen Zahnarztbesuch ermöglichen, da ihre Zähne vom Leben auf der Strasse ziemlich kaputt sind und je länger je mehr Probleme bereiten werden. Danke für eure Mithilfe.

Jonathan