Betende Kinde

WAS STECKT HINTER DEM RESSORT «GEBET»? – INTERVIEW MIT BRIGITTA SIEGWART

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Als Mutter von GOA-Schweiz-Gründerin Rebekka Wehrli (-Siegwart) hat Brigitta Siegwart schon lang vor der Entstehung des Hilfswerks die wichtigen Werte, die GOA Schweiz ausmachen, gepflanzt und genährt. Brigitta ist verheiratet mit David und sie haben noch zwei weitere erwachsene Töchter, die sich ebenfalls in GOA Schweiz investieren. Sie ist ausgebildete Sozialpädagogin, arbeitet Teilzeit in der Kinderbetreuung der örtlichen Schule und hilft bei einem Deutsch-/Integrationskurs mit. Als Ausgleich betätigt sie sich gern im Garten und liebt kreatives Gestalten. Bei GOA engagiert sie sich zusätzlich zu vielen praktischen Aufgaben ebenfalls als Leiterin des etwas besonderen Ressorts «Gebet». Was dahinter steckt, erfahrt ihr im Interview mit Brigitta.

Du bist zuständig für das Ressort Gebet bei GOA. Was genau beinhaltet dies?

Da mir das Ergehen der Kinder in Kenia und die wertvolle Arbeit von GOA so wichtig sind, möchte ich, dass Gott durch unsere Gebete wirken kann. Ganz praktisch bedeutet meine Aufgabe, dass ich Informationen aus Kenia und der Schweiz zusammentrage, wobei ich alles, was sich Gutes ereignet hat, als Dank formuliere, und die Herausforderungen als Bitte aufschreibe. Dies verpacke ich alle zwei Monate in einen Gebetsbrief, den ich einem Kreis von Menschen sende, die sich für diese Anliegen interessieren und sich im Gebet dafür einsetzen.

Was ist für dich die Bedeutung von Gebet?

Gebet ist für mich keine fromme Übung oder Pflicht, sondern ein Ausdruck davon, dass ich als Kind Gottes mit Gott im Gespräch sein kann. Das ist möglich, weil ich eine lebendige Beziehung mit Gott haben kann, da Jesus für uns gestorben ist und mich als sein Kind angenommen hat. Gebet sehe ich ähnlich wie eine Kommunikation in einer Ehe- oder Eltern-Kind-Beziehung, in der ich mich austauschen kann und wodurch Gott Grosses tun möchte.

Brigitta Siegwart

Wie weiss man denn, ob Gott auf ein Gebet antwortet?

Da Gebet, wie ich erwähnte, eine Beziehung ist, müsste man vorerst klären: «Wie kann ich mit einem unsichtbaren Gott eine Beziehung haben? » In Johannes 14:9 sagt Jesus: «Wer mich (Jesus) gesehen hat, hat den Vater gesehen.» Wenn wir das Wesen von Jesus in der Bibel erkennen, dann sehen wir, wie Gott ist und welche Anliegen Er hat.

Gott spricht hauptsächlich durch Sein Wort – die Bibel – das ist Sein Liebesbrief, der Seine Ideen und Gedanken enthält. Manchmal erhalte ich auch Eindrücke, ob eine Entscheidung gut ist oder nicht. Das sehe ich als persönliche Führung Gottes. Für mich ist Gebet auch ein Ausdruck dafür, dass ich dankbar bin. Da ich alles von Ihm erhalte, möchte ich meine Dankbarkeit ausdrücken und mein Staunen darüber, wie gross Seine Schöpfung und Seine Fürsorge ist. Durch das Gebet komme ich zudem davon weg, um mich selbst zu kreisen. Ich merke, dass Gott Anliegen hat und dass andere Menschen Anliegen haben, für die wir Fürbitte tun können.

Gott hat ein Herz vor allem für die Armen und Schwachen und Kranken. Es ist für mich eine schöne Aufgabe, für sie zu beten. Es geht nicht darum, dass ich meine Wünsche bringe, die Gott erfüllen soll. Wie im «Vater Unser» soll es heissen: «Dein Wille geschehe.» Ich versuche herauszufinden, ob etwas Sein Wille ist, und möchte Ihm die Souveränität lassen, dass Er so antwortet, wie Er es für gut hält. Wir mögen oft denken, dass Gott unsere Gebete nicht erhört. Aber oft antwortet Er anders, als wir es vielleicht erwarten. Er hört jedes Gebet.

Was braucht man dazu, um beten zu können?

Eine Sehnsucht nach Gott und ein aufrichtiges Herz! Auch dass wir die viele Versprechungen in der Bibel zum Thema Gebet kennen und sie in Anspruch nehmen.

Zum Beispiel in Lukas 11:11/13: «Welcher Vater unter euch, den der Sohn um einen Fisch bittet, gibt ihm statt eines Fisches eine Schlange. […] Wenn nun ihr […] euren Kindern gute Gaben zu geben wisst, wie viel mehr wird der Vater im Himmel den Heiligen Geist denen geben, die ihn bitten.»

Oder im 2. Korinther 5:20 «Wir sind also Gesandte an Christi statt […]. Wir bitten an Christi statt: Lasst euch mit Gott versöhnen.»

Es gibt auch Ansporn zur Fürbitte, zum Beispiel in Epheser 6:18. «Hört nicht auf, zu beten und zu flehen! […] Bittet für alle Menschen».

Wie kann man erklären, dass es noch so viel Not gibt?

Das ist auch für mich immer wieder ein Spannungsfeld, auf das ich letztlich keine endgültige Antwort habe. Aber da ich Mensch (und nicht Gott) bin, muss ich akzeptieren, dass ich nicht alles verstehen kann – das müssen wir aushalten. Vieles erscheint uns ungerecht. Aber wir dürfen vertrauen, dass Gott keine Fehler macht. Ich sehe es so, dass Gott in der Gestaltung in der Welt nicht alles alleine macht, sondern uns in Taten und Gebet einbeziehen möchte. Die Bibel sagt in Philipper 4:6: «Sorgt euch um nichts, sondern bringt in jeder Lage betend und flehend eure Bitten mit Dank vor Gott!»

Es gibt aber auch Gründe, warum Vieles, das Gott machen möchte, nicht gelingt – wie es in Jakobus 4:2 heisst: «Ihr erhaltet nichts, weil ihr nicht bittet.» und in Jakobus 1:6: «Wer bittet, soll aber im Glauben bitten und nicht zweifeln.» Gott möchte, dass wir bitten. Aber oft tun wir das nicht, weil wir denken, das kann ich selber – oder wir tun es mit Zweifel. Vielleicht sind wir frustriert, weil wir in der Vergangenheit andere Erwartungen hatten. Jedoch heisst es immer wieder in den Briefen der Bibel, dass wir dranbleiben sollen im Gebet, auch wenn wir momentan keinen sichtbaren Erfolg haben.

In 1. Petrus 3:12 sagt die Bibel: «Denn die Augen des Herrn blicken auf die Gerechten und Seine Ohren hören ihr Flehen; das Antlitz des Herrn aber richtet sich gegen die Bösen.»

Dieser Vers sagt aus, dass auch Gehorsam gegenüber dem Wort Gottes wichtig ist. Es ist wie eine Beziehung mit einem Kind. Man kann nicht immer die Wünsche der Kinder erfüllen, und manchmal muss es auch die Konsequenzen seines Handelns erfahren. Es gibt viele Leute, die nur zu Gott beten, wenn sie in Not sind. Das ist wie ein Kind, das nur kommt, wenn es Geld braucht. Eltern möchten aber eine Beziehung, und dies möchte Gott auch. Er möchte unsere Nähe.

Kann jeder beten?

Natürlich kann jeder beten. Wie Psalm 145:18 sagt: «Gott ist denen nahe, die zu Ihm beten und es ehrlich meinen.» Es geht nicht darum, etwas einfach herunterzubeten, sondern wir sollen mit dem Herz dabei sein. Wenn wir Gott nahe sind und es ehrlich meinen, dann erhört Gott jedes Gebet.

In die Stille vor Gott zu kommen, ist oft nicht ganz einfach. Gerade in unserer hektischen Zeit bin auch ich oft angefochten. Doch es ist sehr wertvoll sich immer wieder Zeiten fürs Gebet zu nehmen. Es ist und bleibt eine Herausforderung, dranzubleiben und die Prioritäten zu setzen.

Zudem dürfen wir auch ganz kindlich in unserem Alltag mit unserem himmlischen Vater reden. Ich lege Gott hin, was ich tue, bitte um Weisheit und Kraft, bringe Ihm meine Angst, mein Versagen, meine Freuden. Gebet ist so auch ein Hineinwachsen in eine tiefe Beziehung und ein stetiges näheres Kennenlernen unseres Schöpfers. Es ist aber wie mit jeder Beziehung – man muss sie pflegen. Oft wenn ich nicht schlafen kann, keine Kraft habe oder frustriert bin und mich hinterfrage, merke ich, dass ich mir keine Zeit mit Gott genommen habe. Dann darf ich zurückkommen und mich entschuldigen. Er ist sehr barmherzig und wünscht sich unser Bei-Ihm-sein. Jesus sagt in Johannes 15,5: «Wer in mir bleibt und ich in ihm, dieser bringt viel Frucht.» Und was gibt es Schöneres, als Frucht zu bringen für die Ewigkeit?

Dieses Jahr ist Gebet ein Fokus für GOA. Was heisst das konkret? Hast du hier Pläne? Was ist das erhoffte Ziel?

Ich möchte mir selbst wieder mehr Zeit nehmen, um für GOA zu beten. Und ich würde mich freuen, wenn mehr Menschen hinzukommen und das Gebetsmail lesen. Es wäre auch ein Ziel, ein Gebetstreffen zu organisieren, sodass wir zusammen beten können. Denn es heisst in der Bibel, wenn zwei oder drei zusammen bitten, hat es verstärkte Auswirkungen. Ob wir das schaffen, weiss ich nicht, denn es läuft ja so Vieles.

Das letztliche Ziel ist es, dass die Kinder in Kenia zu Persönlichkeiten heranwachsen, die mit Gott leben und in der Gesellschaft wertvolle Personen sein können, die dienen, Familien haben und für andere Menschen ein Segen sind. Dass sie versorgt sein können, dass das Geld zusammenkommt, dass die Menschen in der Schweiz auch dahinterstehen und dass wir von unserem Überfluss abgeben, sodass wir eine weltweite Familie sein können.

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